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Kapitel 38
Kapitel 1-37
Kapitel 38
1. Und der Herr antwortete Hiob aus dem Wetter und sprach:
2. Wer ist der, der den Ratschluß verdunkelt mit Worten ohne Verstand?
3. Gürte deine Lenden wie ein Mann; ich will dich fragen, lehre mich!
4. Wo warst du, da ich die Erde gründete? Sage an, bist du so klug!
5. Weißt du, wer ihr das Maß gesetzt hat oder wer über sie eine Richtschnur gezogen hat?
6. Worauf stehen ihre Füße versenkt, oder wer hat ihren Eckstein gelegt,
7. da mich die Morgensterne miteinander lobten und jauchzten alle Kinder Gottes?
8. Wer hat das Meer mit Türen verschlossen, da es herausbrach wie aus Mutterleib,
9. da ich's mit Wolken kleidete und in Dunkel einwickelte wie in Windeln,
10. da ich ihm den Lauf brach mit meinem Damm und setzte ihm Riegel und Türen
11. und sprach: "Bis hierher sollst du kommen und nicht weiter; hier sollen sich legen deine stolzen Wellen!"?
12. Hast du bei deiner Zeit dem Morgen geboten und der Morgenröte ihren Ort gezeigt,
13. daß sie die Ecken der Erde fasse und die Gottlosen herausgeschüttelt werden?
14. Sie wandelt sich wie Ton unter dem Siegel, und alles steht da wie im Kleide.
15. Und den Gottlosen wird ihr Licht genommen, und der Arm der Hoffärtigen wird zerbrochen.
16. Bist du in den Grund des Meeres gekommen und in den Fußtapfen der Tiefe gewandelt?
17. Haben sich dir des Todes Tore je aufgetan, oder hast du gesehen die Tore der Finsternis?
18. Hast du vernommen wie breit die Erde sei? Sage an, weißt du solches alles!
19. Welches ist der Weg, da das Licht wohnt, und welches ist der Finsternis Stätte,
20. daß du mögest ergründen seine Grenze und merken den Pfad zu seinem Hause?
21. Du weißt es ja; denn zu der Zeit wurdest du geboren, und deiner Tage sind viel.
22. Bist du gewesen, da der Schnee her kommt, oder hast du gesehen, wo der Hagel her kommt,
23. die ich habe aufbehalten bis auf die Zeit der Trübsal und auf den Tag des Streites und Krieges?
24. Durch welchen Weg teilt sich das Licht und fährt der Ostwind hin über die Erde?
25. Wer hat dem Platzregen seinen Lauf ausgeteilt und den Weg dem Blitz und dem Donner
26. und läßt regnen aufs Land da niemand ist, in der Wüste, da kein Mensch ist,
27. daß er füllt die Einöde und Wildnis und macht das Gras wächst?
28. Wer ist des Regens Vater? Wer hat die Tropfen des Taues gezeugt?
29. Aus wes Leib ist das Eis gegangen, und wer hat den Reif unter dem Himmel gezeugt,
30. daß das Wasser verborgen wird wie unter Steinen und die Tiefe oben gefriert?
31. Kannst du die Bande der sieben Sterne zusammenbinden oder das Band des Orion auflösen?
32. Kannst du den Morgenstern hervorbringen zu seiner Zeit oder den Bären am Himmel samt seinen Jungen heraufführen?
33. Weißt du des Himmels Ordnungen, oder bestimmst du seine Herrschaft über die Erde?
34. Kannst du deine Stimme zu der Wolke erheben, daß dich die Menge des Wassers bedecke?
35. Kannst du die Blitze auslassen, daß sie hinfahren und sprechen zu dir: Hier sind wir?
36. Wer gibt die Weisheit in das Verborgene? Wer gibt verständige Gedanken?
37. Wer ist so weise, der die Wolken zählen könnte? Wer kann die Wasserschläuche am Himmel ausschütten,
38. wenn der Staub begossen wird, daß er zuhauf läuft und die Schollen aneinander kleben?
39. Kannst du der Löwin ihren Raub zu jagen geben und die jungen Löwen sättigen,
40. wenn sie sich legen in ihre Stätten und ruhen in der Höhle, da sie lauern?
41. Wer bereitet den Raben die Speise, wenn seine Jungen zu Gott rufen und fliegen irre, weil sie nicht zu essen haben?
Kapitel 39
Kapitel 40
Kapitel 41
Kapitel 42
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Kapitel 39
1. Weißt du die Zeit, wann die Gemsen auf den Felsen gebären? oder hast du gemerkt, wann die Hinden schwanger gehen?
2. Hast du gezählt ihre Monden, wann sie voll werden? oder weißt du die Zeit, wann sie gebären?
3. Sie beugen sich, lassen los ihre Jungen und werden los ihre Wehen.
4. Ihre Jungen werden feist und groß im Freien und gehen aus und kommen nicht wieder zu ihnen.
5. Wer hat den Wildesel so frei lassen gehen, wer hat die Bande des Flüchtigen gelöst,
6. dem ich die Einöde zum Hause gegeben habe und die Wüste zur Wohnung?
7. Er verlacht das Getümmel der Stadt; das Pochen des Treibers hört er nicht.
8. Er schaut nach den Bergen, da seine Weide ist, und sucht, wo es grün ist.
9. Meinst du das Einhorn werde dir dienen und werde bleiben an deiner Krippe?
10. Kannst du ihm dein Seil anknüpfen, die Furchen zu machen, daß es hinter dir brache in Tälern?
11. Magst du dich auf das Tier verlassen, daß es so stark ist, und wirst es dir lassen arbeiten?
12. Magst du ihm trauen, daß es deinen Samen dir wiederbringe und in deine Scheune sammle?
13. Der Fittich des Straußes hebt sich fröhlich. Dem frommen Storch gleicht er an Flügeln und Federn.
14. Doch läßt er seine Eier auf der Erde und läßt sie die heiße Erde ausbrüten.
15. Er vergißt, daß sie möchten zertreten werden und ein wildes Tier sie zerbreche.
16. Er wird so hart gegen seine Jungen, als wären sie nicht sein, achtet's nicht, daß er umsonst arbeitet.
17. Denn Gott hat ihm die Weisheit genommen und hat ihm keinen Verstand zugeteilt.
18. Zu der Zeit, da er hoch auffährt, verlacht er beide, Roß und Mann.
19. Kannst du dem Roß Kräfte geben oder seinen Hals zieren mit seiner Mähne?
20. Läßt du es aufspringen wie die Heuschrecken? Schrecklich ist sein prächtiges Schnauben.
21. Es stampft auf den Boden und ist freudig mit Kraft und zieht aus, den Geharnischten entgegen.
22. Es spottet der Furcht und erschrickt nicht und flieht vor dem Schwert nicht,
23. wenngleich über ihm klingt der Köcher und glänzen beide, Spieß und Lanze.
24. Es zittert und tobt und scharrt in die Erde und läßt sich nicht halten bei der Drommete Hall.
25. So oft die Drommete klingt, spricht es: Hui! und wittert den Streit von ferne, das Schreien der Fürsten und Jauchzen.
26. Fliegt der Habicht durch deinen Verstand und breitet seine Flügel gegen Mittag?
27. Fliegt der Adler auf deinen Befehl so hoch, daß er sein Nest in der Höhe macht?
28. In den Felsen wohnt er und bleibt auf den Zacken der Felsen und auf Berghöhen.
29. Von dort schaut er nach der Speise, und seine Augen sehen ferne.
30. Seine Jungen saufen Blut, und wo Erschlagene liegen, da ist er.
Kapitel 40
1. Und der Herr antwortete Hiob und sprach:
2. Will mit dem Allmächtigen rechten der Haderer? Wer Gott tadelt, soll's der nicht verantworten?
3. Hiob aber antwortete dem Herrn und sprach:
4. Siehe, ich bin zu leichtfertig gewesen; was soll ich verantworten? Ich will meine Hand auf meinen Mund legen.
5. Ich habe einmal geredet, und will nicht antworten; zum andernmal will ich's nicht mehr tun.
6. Und der Herr antwortete Hiob aus dem Wetter und sprach:
7. Gürte wie ein Mann deine Lenden; ich will dich fragen, lehre mich!
8. Solltest du mein Urteil zunichte machen und mich verdammen, daß du gerecht seist?
9. Hast du einen Arm wie Gott, und kannst mit gleicher Stimme donnern, wie er tut?
10. Schmücke dich mit Pracht und erhebe dich; ziehe Majestät und Herrlichkeit an!
11. Streue aus den Zorn deines Grimmes; schaue an die Hochmütigen, wo sie sind, und demütige sie!
12. Ja, schaue die Hochmütigen, wo sie sind und beuge sie; und zermalme die Gottlosen, wo sie sind!
13. Verscharre sie miteinander in die Erde und versenke ihre Pracht ins Verborgene,
14. so will ich dir auch bekennen, daß dir deine rechte Hand helfen kann.
15. Siehe da, den Behemoth, den ich neben dir gemacht habe; er frißt Gras wie ein Ochse.
16. Siehe seine Kraft ist in seinen Lenden und sein Vermögen in den Sehnen seines Bauches.
17. Sein Schwanz streckt sich wie eine Zeder; die Sehnen seiner Schenkel sind dicht geflochten.
18. Seine Knochen sind wie eherne Röhren; seine Gebeine sind wie eiserne Stäbe.
19. Er ist der Anfang der Wege Gottes; der ihn gemacht hat, der gab ihm sein Schwert.
20. Die Berge tragen ihm Kräuter, und alle wilden Tiere spielen daselbst.
21. Er liegt gern im Schatten, im Rohr und im Schlamm verborgen.
22. Das Gebüsch bedeckt ihn mit seinem Schatten, und die Bachweiden umgeben ihn.
23. Siehe, er schluckt in sich den Strom und achtet's nicht groß; läßt sich dünken, er wolle den Jordan mit seinem Munde ausschöpfen.
24. Fängt man ihn wohl vor seinen Augen und durchbohrt ihm mit Stricken seine Nase?
Kapitel 41
1. [40:25] Kannst du den Leviathan ziehen mit dem Haken und seine Zunge mit einer Schnur fassen?
2. [40:26] Kannst du ihm eine Angel in die Nase legen und mit einem Stachel ihm die Backen durchbohren?
3. [40:27] Meinst du, er werde dir viel Flehens machen oder dir heucheln?
4. [40:28] Meinst du, daß er einen Bund mit dir machen werde, daß du ihn immer zum Knecht habest?
5. [40:29] Kannst du mit ihm spielen wie mit einem Vogel oder ihn für deine Dirnen anbinden?
6. [40:30] Meinst du die Genossen werden ihn zerschneiden, daß er unter die Kaufleute zerteilt wird?
7. [40:31] Kannst du mit Spießen füllen seine Haut und mit Fischerhaken seinen Kopf?
8. [40:32] Wenn du deine Hand an ihn legst, so gedenke, daß es ein Streit ist, den du nicht ausführen wirst.
9. [41:1] Siehe, die Hoffnung wird jedem fehlen; schon wenn er seiner ansichtig wird, stürzt er zu Boden.
10. [41:2] Niemand ist so kühn, daß er ihn reizen darf; wer ist denn, der vor mir stehen könnte?
11. [41:3] Wer hat mir etwas zuvor getan, daß ich's ihm vergelte? Es ist mein, was unter allen Himmeln ist.
12. [41:4] Dazu muß ich nun sagen, wie groß, wie mächtig und wohlgeschaffen er ist.
13. [41:5] Wer kann ihm sein Kleid aufdecken? und wer darf es wagen, ihm zwischen die Zähne zu greifen?
14. [41:6] Wer kann die Kinnbacken seines Antlitzes auftun? Schrecklich stehen seine Zähne umher.
15. [41:7] Seine stolzen Schuppen sind wie feste Schilde, fest und eng ineinander.
16. [41:8] Eine rührt an die andere, daß nicht ein Lüftlein dazwischengeht.
17. [41:9] Es hängt eine an der andern, und halten zusammen, daß sie sich nicht voneinander trennen.
18. [41:10] Sein Niesen glänzt wie ein Licht; seine Augen sind wie die Wimpern der Morgenröte.
19. [41:11] Aus seinem Munde fahren Fackeln, und feurige Funken schießen heraus.
20. [41:12] Aus seiner Nase geht Rauch wie von heißen Töpfen und Kesseln.
21. [41:13] Sein Odem ist wie eine lichte Lohe, und aus seinem Munde gehen Flammen.
22. [41:14] Auf seinem Hals wohnt die Stärke, und vor ihm her hüpft die Angst.
23. [41:15] Die Gliedmaßen seines Fleisches hangen aneinander und halten hart an ihm, daß er nicht zerfallen kann.
24. [41:16] Sein Herz ist so hart wie ein Stein und so fest wie ein unterer Mühlstein.
25. [41:17] Wenn er sich erhebt, so entsetzen sich die Starken; und wenn er daherbricht, so ist keine Gnade da.
26. [41:18] Wenn man zu ihm will mit dem Schwert, so regt er sich nicht, oder mit Spieß, Geschoß und Panzer.
27. [41:19] Er achtet Eisen wie Stroh, und Erz wie faules Holz.
28. [41:20] Kein Pfeil wird ihn verjagen; die Schleudersteine sind ihm wie Stoppeln.
29. [41:21] Die Keule achtet er wie Stoppeln; er spottet der bebenden Lanze.
30. [41:22] Unten an ihm sind scharfe Scherben; er fährt wie mit einem Dreschwagen über den Schlamm.
31. [41:23] Er macht, daß der tiefe See siedet wie ein Topf, und rührt ihn ineinander, wie man eine Salbe mengt.
32. [41:24] Nach ihm leuchtet der Weg; er macht die Tiefe ganz grau.
33. [41:25] Auf Erden ist seinesgleichen niemand; er ist gemacht, ohne Furcht zu sein.
34. [41:26] Er verachtet alles, was hoch ist; er ist ein König über alles stolze Wild.
Kapitel 42
1. Und Hiob antwortete dem Herrn und sprach:
2. Ich erkenne, daß du alles vermagst, und nichts, das du dir vorgenommen, ist dir zu schwer.
3. "Wer ist der, der den Ratschluß verhüllt mit Unverstand?" Darum bekenne ich, daß ich habe unweise geredet, was mir zu hoch ist und ich nicht verstehe.
4. "So höre nun, laß mich reden; ich will dich fragen, lehre mich!"
5. Ich hatte von dir mit den Ohren gehört; aber nun hat dich mein Auge gesehen.
6. Darum spreche ich mich schuldig und tue Buße in Staub und Asche.
7. Da nun der Herr mit Hiob diese Worte geredet hatte, sprach er zu Eliphas von Theman: Mein Zorn ist ergrimmt über dich und deine zwei Freunde; denn ihr habt nicht recht von mir geredet wie mein Knecht Hiob.
8. So nehmt nun sieben Farren und sieben Widder und geht hin zu meinem Knecht Hiob und opfert Brandopfer für euch und laßt meinen Knecht Hiob für euch bitten. Denn ich will ihn ansehen, daß ich an euch nicht tue nach eurer Torheit; den ihr habt nicht recht von mir geredet wie mein Knecht Hiob.
9. Da gingen hin Eliphas von Theman, Bildad von Suah und Zophar von Naema und taten, wie der Herr ihnen gesagt hatte; und der Herr sah an Hiob.
10. Und der Herr wandte das Gefängnis Hiobs, da er bat für seine Freunde. Und der Herr gab Hiob zwiefältig so viel, als er gehabt hatte.
11. Und es kamen zu ihm alle seine Brüder und alle seine Schwestern und alle, die ihn vormals kannten, und aßen mit ihm in seinem Hause und kehrten sich zu ihm und trösteten ihn über alles Übel, das der Herr hatte über ihn kommen lassen. Und ein jeglicher gab ihm einen schönen Groschen und ein goldenes Stirnband.
12. Und der Herr segnete hernach Hiob mehr denn zuvor, daß er kriegte vierzehntausend Schafe und sechstausend Kamele und tausend Joch Rinder und tausend Eselinnen.
13. Und er kriegte sieben Söhne und drei Töchter;
14. und hieß die erste Jemima, die andere Kezia und die dritte Keren-Happuch.
15. Und wurden nicht so schöne Weiber gefunden in allen Landen wie die Töchter Hiobs.
16. Und Hiob lebte nach diesem hundert und vierzig Jahre, daß er sah Kinder und Kindeskinder bis ins vierte Glied.
17. Und Hiob starb alt und lebenssatt.